Urgeschichte
Die durch Funde belegte Besiedlung der Gegend um St. Georgen reicht zumindest bis in die Jungsteinzeit zurück. Funde in St. Georgen an der Stiefing und in der näheren Umgebung belegen, dass die Region zumindest seit 6500 Jahren durchgehend besiedelt war. Man kann davon ausgehen, dass der Ort St. Georgen zumindest seit diesem Zeithorizont als Siedlung bestand.
Kelten
Wahrscheinlich gingen die Kelten durch kulturelle Evolution aus Stämmen der Urnenfelderzeit (1200 bis 750 v. Chr.; der Name ist abgeleitet von der Bestattungsart ihrer verbrannten Toten) hervor. Im achten vorchristlichen Jahrhundert bevölkerten sie zunächst die Gebiete am Oberrhein und der oberen Donau. Kennzeichnend für die keltischen Völker war die gemeinsame Sprache, die sich bis heute im Gälischen (Schottland) oder im Bretonischen (Frankreich) erhalten hat. Die Kelten verwendeten keine Schrift.
Große Teile des heutigen Österreich waren keltisch zivilisiert (Keltenkönigreich Noricum). Die Kelten brachten große Kulturleistungen wie z.B. die Töpferscheibe oder den Salzbergbau hervor, auch waren sie Meister in der Eisenherstellung und Verarbeitung (Norisches Eisen). Des weiteren unterhielten sie Handelsbeziehungen zu den umliegenden Zivilisationen. Die keltischen Siedlungen waren meist auf Bergen gelegen (befestigte Höhensiedlungen). Die wichtigste keltische Kulturepoche wird La-Tène-Zeit genannt (400-15 v. Chr.).
Auch in St. Georgen selbst lässt sich aufgrund der topographischen Lage eine keltische Siedlung vermuten.
Römerzeit
16 v. Chr. wurde das keltische Königreich Noricum dem Römischen Imperium einverleibt. Die Römer erbauten die Stadt Flavia Solva bei Leibnitz, in der Nähe von St. Georgen. Zahlreiche Römersteine sind auch heute noch in und an der Pfarrkirche von St. Georgen erhalten.
Dem heiligen Georg geweihte Kirchen befanden sich oft an Plätzen ehemaliger heidnischer Kultplätze. Insofern ist von der Namensgebung der Kirche her anzunehmen, dass sich ein vorchristlicher Kultbau zur Römerzeit oder auch schon zur Keltenzeit in St. Georgen befunden hat.
Die Germaneneinfälle in die römische Provinz bereiteten der römischen Vorherrschaft 488 n. Chr. ein Ende.
Völkerwanderung, slawische Besiedlung
Die folgende Zeit war geprägt durch die teilweise kriegerische Völkerwanderung germanischer Völker bis ca. 700 n. Chr. Später siedelten im Osten Österreichs die Awaren, aus dem süddeutschen Raum drangen die Bajuwaren (Bayern) donauabwärts vor. Im nördlichen Niederösterreich, in Kärnten und in der Südsteiermark – also auch in St. Georgen – lebten slawische Völkerschaften, die ursprünglich aus dem Gebiet zwischen den Karpaten, der unteren Donau und dem Schwarzem Meer stammten und als Untertanen der Awaren eingewandert waren. Viele Ortsnamen rund um St. Georgen sind slawischen Ursprungs (Styven-Stiefing, Sukdull-„Trockenes Land“).
Christianisierung, Ostmark
Gegen Ende des achten Jahrhunderts schuf Karl der Große zwischen den Flüssen Enns, Raab und Drau die „Karolingische Ostmark“ als Bollwerk gegen ein weiteres Vordringen der Awaren. Er forcierte die Christianisierung der Steiermark und damit auch St. Georgens, wobei das Bistum Salzburg große Gebiete zugesprochen bekam. Doch schon seit dem Ende der römischen Herrschaft hatten sich irisch-schottische Mönche um die Christianisierung der Steiermark bemüht.
Der Sieg König Ottos I. („des Großen“) gegen die Magyaren (Ungarn) auf dem Lechfeld im Jahre 955 brachte die entscheidende Stabilisierung für die Gestaltung der Verhältnisse südöstlich des Alpenwalles, zu dem St. Georgen zählt. Es setzte die deutsche Besiedlungswelle ein.
Grafen von Plain
Die Grafen der Lurngauer hielten große Besitzungen in und um St. Georgen. Die letzte Sprossin der Lurngauer ehelichte den Grafen Werigand von Plain (1108-1122). Durch diese Heirat wurden die Grafen von Plain in St. Georgen ansässig. Die Plainer waren zu dieser Zeit ein sehr begütertes und einflussreiches salzburger Adelsgeschlecht. Der Sohn des Grafen Werigand, Graf Luitold I. von Plain (1122-1164) ist als Schloss- und Kirchengründer von St. Georgen an der Stiefing anzusehen.
Rupertus von St. Georgen
1146 entschloss sich Markgraf Ottokar III. (Markgraf zu Steiermark) für die Teilnahme am Kreuzzug. Viele Adelige, Bürger und Bauern wurden von der Begeisterung, die für die Wiedergewinnung des Heiligen Landes herrschte, erfasst.
Durch St. Georgen verlief ein bedeutende Nord-Süd-Verbindung. Die Zahl der durchreisenden „Kreuzzügler“ zu dieser Zeit dürfte beträchtlich gewesen sein, da die Chronik erzählt, dass zu dieser Zeit überlegt wurde, in St. Georgen eine Mautstation für die Durchreisenden zu errichten. Der Plan wurde nicht umgesetzt.
1253 wurden die Besitztümer der Grafen von Plain in St. Georgen – und somit auch das Schloss – an den Bischof von Seckau und seine Nachfolger übertragen. Der Ort St. Georgen bestand zu jener Zeit aus sechs großen Gehöften, 20 kleineren Bauernhöfen und einigen Gewerbetreibenden. Über die Siedler jener Zeit wird erwähnt, dass viele bayrisch-schwäbischen Ursprungs gewesen seien.
1340 wurde der Herrschaft St. Georgen die Gerichtsbarkeit (Landgericht) für den umliegenden Gerichtsbezirk zugesprochen. Die Gerichtsbarkeit bestand darauf bis 1848 im Schloss
Heute erinnert noch „das Gericht“ im Schloss an dieses besondere Privileg.
Um 1349 wütete die Pest in St. Georgen und Umgebung, der Dorfname „Oedt“ soll daran erinnern.
1469 kam es unter dem Feldherren Andreas Baumkirchner zu einem Adelsaufstand (Fehde) gegen Kaiser Friedrich III. Das örtliche Zentrum der Baumkirchner-Fehde war Wildon, unweit von St. Georgen. Es kam in dieser Zeit mehrfach zu schweren Kampfhandlungen und Verwüstungen in der Gegend von St. Georgen und Wildon.
1480 kam es zu weiteren Kampfhandlungen um Schloss St. Georgen. Die kirchlichen Grundbesitzer hatten ihre Güter, darunter auch Schloss-St. Georgen, zum Schutz gegen Kaiser Friedrichs III. Expansions-Gelüste, dem ungarischen König Corvinus übergeben. Die Ungarn besetzten St. Georgen und wollten schließlich nicht mehr abziehen. Die kaiserlichen Truppen befreiten die Feste St. Georgen mit einen Heer von 7500 Mann.
Zur gleichen Zeit zogen die Türken, von Süden kommend, mordend, raubend und brandschatzend durch St. Georgen und Umgebung.
Insgesamt lagen durch diese Ereignisse die Verhältnisse in der Region im Argen, viele Orte waren entvölkert und die Landwirtschaft lag darnieder. Die wirtschaftliche Erholung wurde in den nächsten Jahrzehnten durch die ständig drohende Türkengefahr gebremst. Allerorts wurden drückend hohe Steuern und Naturalabgaben (Robot) verordnet.
1532 überschritten türkische Heere unter Suleiman II. die steirische Grenze und verwüsteten St. Georgen und die umliegenden Gegenden.
1555 kaufte Andrä von Glojach dem Bischof von Seckau das Schloss samt den dazugehörigen Gütern ab. Schloss St. Georgen verblieb daraufhin bis 1754 im Besitz der Glojacher. Sie förderten die Wirtschaft des Ortes, indem sie für Marktprivilegien sorgten. Im Schloss zeugt ein steinernes Heiratswappen von der Zeit der Glojacher. Die schöne Freitreppe sowie die auch heute noch vorhandene Bausubstanz der Renaissance stammen ebenfalls aus der Zeit der Glojacher.
Die Frei-Treppe im Schlosshof stammt aus dem späten 16. Jahrhundert (Renaissance) und wurde unter den Glojachern erbaut. Der Stil wird der dell’Allio-Schule zugeordnet.
Heute bildet sie den Hauptzugang zu den Räumlichkeiten der Schloss-Schule.
Das an der Aussenmauer der Kirche befestigte Steinbild zeigt einen der Freiherrn „derer zu Gloyach“.
Die Annalen erwähnen, dass der Habsburger Kaiser Leopold I. 1660 im Schloss St. Georgen zur Jagd weilte und dabei über 100 Hirsche mit eigener Hand erlegt haben soll.
Leopold hatte eine bei den Habsburgern öfter vorkommende, auffällig herabhängende Unterlippe.
Die zufällig entdeckten, noch unrestaurierten Fresken im Jagdzimmer zeugen vom Besuch des Kaisers.
Die auffällige Unterlippe ist am Fresko zu erkennen.
1754 kauften Freiherr Joseph Egkh von Hungerspach und seine Gemahlin Maria Anna das arg verschuldete Schloss-St. Georgen mit zugehörigen Gütern. Das Geschlecht der Egkh stammte aus Franken, das Wappen am Haupttor von Schloss St. Georgen erinnert noch heute an diese Schloss-Besitzer.
Heute kommt die hauptsächliche Nutzung als besonderer Schulungssaal dazu.
Das Bild aus dem Jahre 1750 zeigt die Ansicht von Seite der Kirche. Der kleinere Turm neben dem Kirchturm gehörte zum Schloss.
Er besteht heute nicht mehr.
1823 folgte Graf Attems als Schlossherr.
1859 erwarb Karl Binder von Kriegelstein das Schloss St. Georgen. 1876 wurde der älteste Flügel des Schlosses wegen Baufälligkeit abgerissen, es entstand dadurch der sogenannte Basteigarten. Der Glasgang im Schloss-Hof dürfte von Binder-Kriegelstein stammen.
1917 wurde das Schloss an den Grafen Finkenstein und an Frau Longinotto verkauft.
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Die Gegenwart
1981 erwirbt die Familie Reinisch das Schloss St. Georgen. Es befindet sich zu dieser Zeit in einem äußerst baufälligen Zustand. Langsam, Stück für Stück, beginnen die Renovierungsarbeiten, die bis zum heutigen Tage andauern.
1992 gründet und installiert die Familie Reinisch die Schloss-Schule in den Räumlichkeiten des Schlosses (Geschichte der Schloss-Schule).
Weiters finden heute im Rittersaal des Schlosses immer wieder Kulturveranstaltungen statt.
2011 wird das als Zweigstelle des Familienbetriebes geführte Kurhaus zu St. Radegund geschlossen, die Schulungsaktivitäten werden im Schloss St. Georgen konzentriert. Ein Gutteil des Schlosses ist renoviert, die Arbeiten gehen jedoch unaufhörlich weiter.