Vom Sinn und Unsinn der Therapie
Hintergrund
Was ist das Gegenteil der Therapie?
Wenn ich mich als verwundeten Menschen begreife, der sich mit einer Fehlidentität identifiziert, die erst noch Heil werden muss, bevor das Leben anfängt, dann wird mein Leben zum Zögern vor der Geburt, vor dem vermeintlich idealen Leben, vor dem Richtigen, vor dem, wie ich denke, dass die Dinge sein müssen.
Dabei geht vor allem um Anliegen, die ein bereits geborenes Ich in sich erlebt. Die Gestalt steht bereits in ihrer Präsenz und Würde.
Was mit der Therapieszene eingekehrt ist, ist ein Bardozustand, der vom Heil als einem Raum der Zukunft träumt, aber sich dem, was wirklich da ist, nicht zuwendet.
Außerdem entstehen Anliegen, wie die Systemik zeigt, vor allem durch unbewusste Verstrickungen, die auf die Ordnung und die fehlende Anerkennung aufmerksam machen. Es geht also um Philosophie, um eine bewusste Zuwendung zum Leben und zur Mannigfaltigkeit der Erscheinungen, zu der auch Leidzustände gehören müssen, solange wir verkörpert leben.
Ebenso geht es um Ordnung und Grenzen, also um eine ethische Einbettung in die Lebenswelt.
“Unerlöste Vergangenheit ist schlecht durchdachte Gegenwart.” – Jochen Kirchhoff
Inhalte
Wir werden uns in diesem Seminar mit folgenden Fragen und Themenbereichen beschäftigen:
Überthema – Die Wunde:
- Implizite Philosophie über die Wunde und das Heil. Der Raum der Wunde ist der Raum vor dem Heil und damit ist die Wunde wie die Zeit vor der Geburt
- Suche nach dauerhafter Leidfreiheit, nach dem „richtigen“ Leben ohne inneren Bruch
- Die Wunde als Einweihung in einen Seinszusammenhang
- Über den Wert der Krankheit. Krankheit als Motor der Evolution und auch der gesellschaftlichen Entwicklung
- Das Überleben des Unpassendsten, Fortpflanzung durch die Wunde im Tierreich.
- Buddha über das Leiden, jeder Mensch trägt seine Last, die Welt ist ein karmischer Zusammenhang
- Nietzsche über Amor Fati
- Wunde und Initiation, Leid und Wahrnehmung, Leid und Initiation
Überthema – Das Heil:
- Was heißt es geboren zu sein? -> Buddha über die zentrale Erkenntnisblockade, zu denken, dass man erst noch geboren werden muss. Wer bist du, wenn du den karmischen Prozess nicht mehr bekämpfst?
- Geburt und Ausdruck, Geburt und Tod, Geburt und der Übergang der Räume
- Folgen des Halbgeborenseins -> Suche nach der Gebärmutter
- Was heißt es eigentlich im tieferen Sinne dem Kreislauf der Geburten zu “entkommen”?
- Dharma – sein Leben durchdenken
- Was zeigt sich in den Phänomenen um mich herum? Was kommt auf mich zu?
- Wie ordne ich meine Beziehungen zu anderen Menschen und zur Welt als Ganzes?
- Ehrgefühl, Scham, Verachtung etc. als Wahrnehmungsorgane für Räume und Kontexte
- “Freiheit ist gestaltete Unfreiheit”, Schiller
Die Gestaltung dieses Seminares ist so ausgeformt, dass es abwechselnd Impulsvorträge und Gruppengespräche geben wird.